Wundervogel

von Dagobert Peche (*1887 in Sankt Michael im Lungau, gest. 1923 in Mödling)



Entgegen der verbreiteten Annahme, dass sich die Denkweise und der Formenkanon der Moderne stringent und logisch in Richtung unseres heutigen Funktionalismus entwickelt hätten, gab es Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Architekten, Künstler und Designer (Frauen wie Männer), deren Stilistik sich zwar modern, aber ganz anders als der auf Kargheit und Geometrie setzende „Nutzstil“ entwickelte. Man könnte ihren Stil zusammenfassend sogar als „die andere Moderne“ titulieren, das heißt als eine andere Möglichkeitsform unseres Selbst. Entsprechend lohnend ist die Wiederentdeckung ihres Potenzials für heute. Es sind Positionen wie jene von Friedrich Kiesler, Josef Frank, Felice Rix-Ueno oder Dagobert Peche.

Tapetenentwurf für die Wiener Werkstätten, 1919 / Tapetenreprint von Boråstapeter, Schweden, © MAK Wien, 2024

Als besonders fantastisch und heute zeitgenössisch gilt das Werk von Dagobert Peche. In seiner kurzen Schaffensphase produzierte er geradezu ein Feuerwerk des Ornamentalen. Er arbeitete mit opulenten, aus der Natur wie aus der Volkskunst gewonnenen Dekoren und forderte die „Überwindung der Utilität“. Er entwarf Schmuck, Möbel und Ausstellungs-Displays sowie farbenprächtige Stoff- und Tapetenmuster. Für die Wunderkammer der VOLIERE lag es natürlich nahe, speziell seinem Tapetenentwurf „Wundervogel“ einen prominenten Platz einzuräumen. Vor Ort interagiert dieser als tiefblauer Resonanzraum mit den darauf platzierten, nicht weniger fantastischen Zeichnungen von Katrin Plavčak.

„Peche Pop“, MAK Wien 2025, Ausstellungsansicht mit Stoffdesign und Silbergeschirr von Dagobert Peche