Menagerie
von Anna Artaker (*1976 in Wien)
Große Residenzen repräsentierten ihre Macht früher nicht nur mit gärtnerischen Anlagen, sondern oft auch durch einen Tiergarten, meist „Menagerie“ genannt. Berühmt waren beispielsweise die Elefanten im Tower von London (13. Jh.) oder die Nashörner im königlichen Schloss in Lissabon (15. Jh.).

Der erste fächerförmige Tiergarten, der die Tierwelt nicht nur versammelt, sondern auch noch in eine zentralperspektivische Ordnung brachte, wurde 1663 im Schlosspark von Versailles angelegt. Jener des Oberen Belvedere in Wien wurde von Prinz Eugen 1717 begründet, jener im Tiergarten Schönbrunn stammt aus dem Jahr 1759 und existiert als Zoo bis heute. Im Eisenstädter Schlosspark gab es zwar nie Löwen oder Affen, jedoch im Bereich des heutigen Maschinenteichs eine Menagerie „von verschiedenem ausländischen und einheimischen Federvieh, wobey ein schönes Gebäude zu ebner Erde mit kostbaren Zimmern angebracht ist.“
Zitat aus: Johann Matthias Korabinsky, Geographisch-Historisches und Produkten Lexikon von Ungarn […], Preßburg, 1786.

Das Kunstwerk MENAGERIE, konzipiert von Anna Artaker, besteht aus einer räumlich raffinierten Beklebung der großen Glasfront, die die Innenhof-Terrasse des Hotels Galántha von der Abfahrt zur Tiefgarage trennt. Von beiden Seiten ist dabei ein dreifach gewölbter Vogelkäfig in starker Zentralperspektive zu sehen. Das ornamentale Vorbild dafür sind die perspektivischen trompe l’œuil-Elemente barocker Gartenkunst sowie die großen historischen Vogelhäuser, wie man sie im Schlosspark Schönbrunn oder im Salzburger Mirabellgarten findet. Obwohl der Käfig auf der Glasfront nach hinten eigentlich geschlossen ist, sitzen die zwei bunten Aras in seinem Inneren in beiden Richtungen auf der Betrachter-Seite. Das heißt, ihr Weg ins Freie ist immer offen, oder umgekehrt: Die Betrachter befinden sich ebenfalls im Käfig.
