Ornithologische Gemäldegalerie

Von Edith Payer (*1975 in Wolfsberg/Lavanttal, lebt in Wien und Redlschlag


Auf vielen historischen Gemälden ist irgendwo auch ein Vogel zu finden. Obwohl die Vögel meist nur am Rand oder klein auftauchen, sind sie oft gemalte Wunderwerke, denn ihre deatilgetreue Darstellung galt – ähnlich wie jene von Textilien – lange Zeit als Nachweis künstlerischer Meisterschaft. Bereits im legendären Malerwettstreit der Antike zwischen Zeuxis und Parrhasios spielten daher Vögel und ein Vorhang tragende Rollen. Ab der Spätgotik bekam dieser naturalistische Ehrgeiz durch die Technik der Ölmalerei einen neuen Schub. Viele Altar- und Heiligenbilder sind seitdem nicht nur für Gläubige von Bedeutung, sondern auch für Botaniker und Ornithologen. Während man zunächst mit heimischen Arten noch auf eine allgemeine Überprüfbarkeit abzielte, stieg ab dem Barockzeitalter das Interesse an exotischen Vögeln wie Papageien und Kakadus sprunghaft an.

Serie kleiner Details aus großen Museumswerken, wattierte abgesteppte Stoffdrucke, hinter Glas gerahmt, 2024

Die von Edith Payer geschaffene „ornithologische Gemäldegalerie“ versammelt diese ansonsten vielfach übersehenen Bilddetails zu einer dichten Serie. Die dafür verwendeten Gemälde stammen aus unterschiedlichen Jahrhunderten und befinden sich in verschiedenen Wiener Museen. Von einem befreundeten Ornithologen ließ Edith Payer die abgebildeten Vögel wissenschaftlich bestimmen. Der lateinische Name des dargestellten Vogels wurde jeweils zum neuen Werktitel.

Bilddetail aus dem „Paradiesgärtlein“ (um 1410) des Oberrheinischen Meisters. Das Bild hängt im Städel Museum in Frankfurt am Main und misst nur 26 x 33 cm. Trotz seiner Kleinheit sind auf ihm auch dreizehn unterschiedliche heimische Vogelarten dargestellt.