In Anmut der Freiheit, Königin der Nacht

Der überdimensionale Käfig in der Mitte des Hotelfoyers scheint viel zu groß für einen Vogel. Seine Stäbe klaffen zu weit auseinander, um das Tier festzuhalten, zudem steht der Eingang völlig offen. Dennoch ist die im Käfig platzierte Skulptur, die aus einem historischen Schneidergerüst, großen Metallringen und einem Lichtstab zusammengefügt ist, tatsächlich eine Art Singvogel. Der Künstler Thomas Baumann hat sie zumindest nach einem berühmten Vorbild benannt: der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte – also jener Opernfigur mit Arien, deren Tonumfang und Koloraturen selbst den Gesang einer Nachtigall übertreffen.

Die gesangliche Brillanz der Königin der Nacht ist bekanntlich jedoch nur äußerlich. Innerlich kocht sie vor Wut. Woher ihre große Verbitterung stammt, wird im Stück nicht wirklich klar. Zu einem guten Teil scheint sie ihr psychisches Gefängnis selbst gebaut zu haben. Entsprechend besteht auch der Korpus der Skulptur aus einer Art Käfig und der Werktitel trägt einen zweiten Teil: „In Anmut der Freiheit“.
Mit einer ähnlichen Käfig-Analogie arbeitete übrigens schon 1815 der Architekt und Bühnenbildner Karl Friedrich Schinkel in seinem berühmten Opernprospekt für die Sternenhalle der Königin der Nacht. Auch seine zentralperspektivische Sternenkuppel gleicht einem großen Käfig, in dessen Mitte die Königin auf ihrer Mondsichel wie ein Singvogel auf seinem Stöckchen herabschwebt.
Zwei weitere Skulpturen von Thomas Baumann befinden sich im Atrium des Hotels Galántha. Dort bilden seine großen Metallringe und Leuchtstäbe perlende Luster im Luftraum.
