Großer gelber Vogelbaum

von Ernst Koslitsch (*1977 in Wagna / Steiermark, lebt in Wien)


Die Skulptur ergänzt die VOLIERE durch eine Art exotische Pflanze, in der sich Vögel verstecken. Zusammengesetzt ist sie aus zahlreichen zum Teil bemalten Holzstücken, die scherenschnittartig aus Doka-Platten ausgesägt wurden. Es handelt sich gleichsam um ein dreidimensionales Intarsienwerk aus Baustellenmaterial. Als Basis der Skulptur fungiert ein angedeuteter konischer Blumentopf. Aus ihm wuchern Pflanzenteile wie Stängel und Blüten, zwischen denen sich Vögel verbergen. Durch ihre gleiche Machart erscheinen sie wie getarnt.

Vielteilige farbige Skulptur aus Holz, mit LED-Bändern und Stromkabel, 2024

Durch das integrierte Licht wirken die Silhouetten der Vögel zugleich wie Momentaufnahmen einer Bewegung, die irgendwo zwischen Flattern, Schwärmen und Stillstand verharrt. Doch wie viele Vögel sind es überhaupt? Vielleicht ist es nur einer, multipliziert und zergliedert in zahllose Splitter? Der Vogelbaum scheint aus seiner Struktur herauszutreten und sich in der Dimension zu erweitern, als existiere er nicht bloß in materieller Gestalt, sondern auch als Projektion. Dieser Fokus auf Raum, Schatten und Bewegung erinnert an künstlerische Ansätze der frühen Moderne, die sich zwischen Skulptur, Architektur und kinetischer Kunst bewegten. Gleichzeitig schwingen in der poetischen Verspieltheit Referenzen an Paul Klees Bild „Die Zwitscher-Maschine“ (1922) mit.

Paul Klee, Die Zwitscher-Maschine, 1922. Ölpause und Aquarell auf Papier auf Karton, 41,3 × 30,5 cm, C: MoMA New York