Bibliothek der offenen Bücher

von Leo Lunger (*1992 in Innsbruck, lebt in Wien)


Die Rauminstallation ergänzt den „Lesezimmer“ genannten Veranstaltungsraum des Hotels Galántha durch eine Bibliothek aus Objekt-Büchern, die sich auf den vorhandenen roten Buchregale verteilen. Die einzelnen Objekt-Bücher, die von Leo Lunger aufwendig aus Epoxidharz oder Betonguss gefertigt wurden, ähneln Büchern dabei nur in ihrer äußeren Form. Als kompakte Objekte lassen sie sich nicht aufschlagen: Alles ist nur von außen sichtbar. Zugleich sind die Objekt-Bücher aber auch immer offen.

Rauminstallation mit 52 Buch-Objekten (9 Epoxidharzgüsse und 43 Betongüsse), 2024

Die Beton-Bücher sind meist von feinen Relief-Zeichnungen geprägt, die auf Holzschnitten ausgeformt wurden, mitunter ragen aus den kompakten Objekten auch miteingegossene Farbstifte. In den transparenten Harz-Güssen wiederum sind Farbstift-Zeichnungen auf Papier, Zeichenstifte und andere Dinge der künstlerischen Produktion zu entdecken. In dieser Buchstäblichkeit ähnelt die Bibliothek der Art und Weise, wie im 18. Jahrhundert Holzbibliotheken (Xylotheken) aus dem Material der beschriebenen Baumarten gefertigt wurden.

Eine Analogie zur Taxidermie entsteht durch die Präparation und Zurschaustellung der Skizzen und Objekte. Die Zeichnungen sind eingefangen und die Flüchtigkeit der Gedanken ist gleichsam verewigt. Damit erinnern sie auch an luftige Vogelkäfige, deren Innenleben uns ebenfalls als Paralleluniversen gegenübersteht.

130 Bände der Ebersberger Holzbibliotkek (um 1790) von Pater Candid Huber befinden sich in Stift Lilienfeld. Foto: Von Haeferl