Barocke Bühnen
von József Csató (*1989 in Budapest, lebt in Budapest, Esterhazy Art Award Preisträger 2013)
Von der europäischen Antike bis zum Mittelalter fand Theaterspiel grundsätzlich im Freien statt. Erst im 17. Jahrhundert bildete sich das heute noch typische Zusammenspiel von Guckkastenbühne und Zuschauerraum in einem Theatergebäude heraus. In solch einem Barocktheater war die Illusion der Raumtiefe ein sehr zentrales Element der Aufführung. Gestaffelte seitliche Kulissen, hängende Soffitten und ein hinten abschließender Prospekt ergaben das jeweilige Bühnenbild, das rasch gewechselt werden konnte.

Auch die beiden Bühnenbilder in der Wunderkammer VOLIERE, betitelt mit „Stage Cages for Performing Birds“, stellen solche illusionären Räume dar. Sie stammen von József Csató und sind pure Malerei. Ihre bemalten Portalrahmen erinnern an orientalische Prunkzelte und historische Vogelkäfige, „bewohnt“ werden sie von Leinwandbildern, die eigentümliche Vögel („Story of a Bench“) zeigen. Die Prospekte im Hintergrund wiederum bilden auf der linken Bühne eine rote, dünn karierte Fläche, auf der rechten Doppelbühne hingegen die Tapete „Blütengarten“ von Felice Rix-Ueno. Beide sind durch LED-Leisten hell beleuchtet und auffallend „flach“. Statt einer barocken Raumillusion präsentieren sie gleichsam die Flächigkeit der Moderne.
