Gideon Horváth
Musen und Metamorphosen
In der Antike waren „Musen“ die Personifikationen der Künste. Ihre Darstellung als Frauen war wesentlich der Sprache geschuldet: Abstrakte Begriffe wie „die Malerei“, „die Geschichte“, „die Musik“, „die Lyrik“ sind griechisch / lateinisch im Genus überwiegend weiblich.
Gideon Horváths (✽1990 Berlin, lebt und arbeitet in Budapest) Musen sind hingegen weder männlich noch weiblich, sondern Personifikationen einer fortlaufenden sozialen und ökologischen Metamorphose. Sie wiegen sich im Wind und verwischen die sozialen und biologischen Grenzen zwischen den Geschlechtern, zwischen Pflanzen und Tieren. Als Mischwesen ähneln sie einem Faun und einer Fauna zugleich.
Gefertigt sind die Nischen-Skulpturen, wie die meisten Werke von Gideon Horváth, aus duftendem Bienenwachs. Für einen potentiellen „Musenhain“ in der Natur können sie auch in patinierter Bronze ausgeführt werden. Die Figur der Euterpe hat diese weitere Metamorphose bereits vollzogen.
Oben:
Euterpe, Muse der Musik und lyrischen Poesie: Der Klang der Doppelflöte (Aulos) untermalte den Vortrag der Gedichte.
Thalia, Muse der Komödie: Mit der richtigen Maske lässt es sich leicht lustig sein.
Unten:
Urania, Muse der Astronomie: Der Uranier verweist auf die Harmonie in der himmlischen Sphäre. Im Gegenzug dazu steht das Wissen um die Disharmonie auf Erden.
Erato, Muse der Liebesdichtung. So zart wie sie den Pfeil des Eros in Händen hält, so zärtlich sind ihre Worte. Begleitet vom Klang der Kithara schildert sie die bewegten Liebesbeziehungen der Helden und Götter.