Lois Weinberger

Invasion: Baumschwamm-Mensch

farbig gefasster Aluminumiumguss, Höhe: 202 cm, 2014

Zu Anfang stand eine Kleiderpuppe, die Lois Weinberger wegen ihrer stolzen Haltung gefiel. Über die Monate beklebte er sie mit immer weiteren, zuvor im Ofen getrockneten Baumschwämmen, bis die Figur ganz von diesen Parasiten-Konsolen überwuchert war. Die Invasion scheint die Figur aber nicht groß zu berühren, ihr Blick geht weiter herausfordernd in die Welt.

Die 2014 im Henricihof in Eisenstadt – inmitten der reaktivierten ehemaligen Hofstallungen von 1794 – platzierte Skulptur ist ein von dieser Originalcollage angefertigter und farbig gefasster Aluminiumguss. Der inhaltlich verbindende Moment ist die auch für die Esterházy-Stiftungen immer wieder notwendige Umnutzung und Wiederbelebung überkommener Gebäude: Die von der Zeit betroffenen Körper und Mauern fallen eben nicht nur, sie wuchern auch. In ihnen stirbt und wächst es zugleich.

»Der Arbeit sind Texte vorausgegangen / die ihr Bestätigung sein könnten in ihrer Eroberung der Unterwerfung und deren Abhängigkeiten / wie auch dem Lichtblick / der die Wege der Wildnis (die dem Reiz des Resultats zugrunde liegt) beleuchtet / in der die Wahrheit rumort und doch Freiräume schafft / die in ihrer Veränderung dem Nichtgedachten einen Sinn geben.«
Lois Weinberger 2013

Lois Weinberger (*1947 in Stams/Tirol) wurde international vor allem durch seinen Beitrag Das über Pflanzen / ist eins mit ihnen auf der documenta X bekannt. Anlässlich dieser weltweit wichtigsten Kunstschau bepflanzte er 1997 in Kassel ein stillgelegtes Bahngleis mit heimischen Pionierpflanzen sowie mit Neophyten aus Süd-und Südosteuropa als Bild für die Migrationsprozesse unserer Zeit.

Eine ähnlich beeindruckende Bildfindung ist auch seine Skulptur für Esterházy NOW mit dem Titel Invasion, bei der Weinberger seine Beschäftigung mit dem Eindringen, Wandern und Wachsen von Pflanzen in Topografien und via Verkehrswege auf den menschlichen Körper als ein gleichsam ruinöses Gebäude übertragen hat.